Nach Oben
Themen Industrie 4.0 Themenfelder
Zurück

Gut vorbereitet für den Ernstfall – Warum Notfallplanung essenziell ist

Philip Hauri 20. Februar 2025
Ob Cyberangriffe oder Naturkatastrophen – Unternehmen sind vielfältigen Risiken ausgesetzt. Doch wie gut sind sie darauf vorbereitet? Im Interview mit Dr. Henrik Czurda, Head of Business Transformation bei eraneos, sprechen wir über häufige Schwachstellen, notwendige Massnahmen und warum viele Unternehmen ihre Notfallpläne vernachlässigen.

Mehr dazu auch in unserem Seminar «Notfallplan zu einem Cyberangriff», das praxisnahe Einblicke bietet und Ihnen hilft, die wichtigsten Schritte für Ihr Unternehmen zu identifizieren.

 

Was kann man vom Seminar erwarten?

Dr. Henrik Czurda: Nach dem Seminar wissen Sie:

  • welche aktuellen Herausforderungen und Bedrohungen bestehen und welche Lösungsansätze und Schutzkonzepte es gibt
  • welche zentralen Fragestellungen zur Prävention und für die Notfallbewältigung relevant sind
  • welche Schritte in Ihrem Unternehmen notwendig sind und
  • wie Sie diese initiieren oder kritisch hinterfragen können wie Sie die Notfallplanung gezielt und strukturiert weiterentwickeln können, basierend auf fundierten Grundlagen und praxisnahen Impulsen

Dieses Seminar bietet Ihnen eine wertvolle Orientierung und erste praxisnahe Einblicke in die komplexe Thematik der Notfallplanung. Es ersetzt jedoch nicht die tiefgehende Expertise von spezialisierten Fachberatern oder eine umfassende, unternehmensspezifische Umsetzung. Vielmehr gibt es Ihnen das Wissen an die Hand, um die Planung in Ihrem Unternehmen gezielt anzugehen und weiterzuführen. Einen massgeschneiderten und konkreten Notfallplan werden wir allerdings in diesen wenigen Stunden nicht erarbeiten können.

 

Investieren Unternehmen noch zu wenig in einen Notfallplan?

Dr. Henrik Czurda: Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, doch viele Unternehmen – insbesondere in der produzierenden Industrie – haben noch erhebliches Potenzial nach oben. Statistiken zeigen, dass vor allem Branchen wie Energieversorgung, Industrieunternehmen, die öffentliche Hand, Spitäler sowie Tourismus und Medien häufig betroffen sind. Diese Sektoren unterliegen oft keiner strengen Regulierung, weshalb Investitionen in Notfallpläne nicht immer mit der tatsächlichen Bedrohungslage übereinstimmen. Gerade kleinere und mittelständische Unternehmen stehen vor besonderen Herausforderungen. Die Bedrohungslage ist für sie ebenso gross wie für grosse Konzerne, doch ihre Ressourcen für Schutzmassnahmen sind oft begrenzt. Dadurch sind sie stärker exponiert und müssen kreative Lösungen finden, um sich wirksam abzusichern – sei es durch den gezielten Einsatz von Spezialisten oder durch den Aufbau einer resilienten Sicherheitsstrategie.

Anders sieht es in stark regulierten Branchen aus, beispielsweise im Finanzsektor. Banken, die der FINMA unterstellt sind, sind gesetzlich verpflichtet, umfassende Schutzmassnahmen zu ergreifen.

Insgesamt zeigt sich, dass einige Branchen bereits hohe Sicherheitsstandards etabliert haben, während andere noch Nachholbedarf haben. Besonders dort, wo keine regulatorischen Vorgaben existieren, besteht die Chance, durch proaktives Handeln die eigene Resilienz nachhaltig zu stärken.

 

Was sind die wesentlichen Elemente eines Notfallplans?

Dr. Henrik Czurda: Ein effektiver Notfallplan umfasst mehrere zentrale Elemente, die auf die spezifischen Bedürfnisse und Risiken eines Unternehmens zugeschnitten sein sollten:

  • Risikoanalyse: Identifizierung potenzieller Gefahren und Risiken, die zu einem Notfall führen könnten, wie Naturkatastrophen, Brände, Unfälle oder Cyberangriffe.
  • Notfallteam: Bestimmung eines verantwortlichen Teams mit klar definierten Aufgaben und Entscheidungsbefugnissen für den Notfall.
  • Kommunikationsstrategie: Festlegung von klaren Kommunikationswegen und -verfahren, um Mitarbeitende, Kunden, Lieferanten und weitere relevante Parteien schnell und effizient zu informieren.
  • Verfahrensanweisungen: Entwicklung präziser Handlungsanweisungen für verschiedene Notfallszenarien, damit alle Beteiligten wissen, welche Massnahmen im Ernstfall zu ergreifen sind.
  • Notfallausrüstung: Bereitstellung essenzieller Ressourcen wie Erste-Hilfe-Kästen, Feuerlöscher, Notstromaggregate oder alternative Kommunikationsmittel.
  • Evakuierungspläne: Erstellung detaillierter Flucht- und Evakuierungspläne mit Sammelpunkten und Verfahren zur Überprüfung, ob alle Personen in Sicherheit sind.
  • Wiederherstellungspläne: Strategien zur schnellen Wiederaufnahme des Betriebs, einschließlich Schadensbehebung, Datenwiederherstellung und Unterstützung betroffener Mitarbeitender oder Kunden.
  • Schulung und Übungen: Regelmässige Trainings und Notfallübungen, um sicherzustellen, dass alle Beteiligten mit dem Plan vertraut sind und im Ernstfall richtig reagieren.
  • Kontinuierliche Optimierung: Der Notfallplan sollte regelmässig überprüft und aktualisiert werden, um sich verändernden Risiken und Rahmenbedingungen gerecht zu werden.

 

Welche Elemente eines Notfallplans werden oft vernachlässigt?

Dr. Henrik Czurda: In der Praxis zeigen sich immer wieder Schwachstellen, die die Wirksamkeit eines Notfallplans beeinträchtigen:

  • Fehlende Aktualisierung: Ein Notfallplan muss regelmässig überprüft und an neue Risiken, Prozesse oder Organisationsänderungen angepasst werden. Veraltete Pläne sind im Ernstfall oft unbrauchbar.
  • Unzureichende Schulung und Übungen: Ein Plan allein reicht nicht – regelmässige Trainings sind essenziell, damit alle Beteiligten ihre Aufgaben im Ernstfall kennen und sicher handeln.
  • Vernachlässigte Wiederherstellungspläne: Neben der akuten Krisenbewältigung muss auch die schnelle Rückkehr zum Normalbetrieb vorbereitet sein, inklusive Datenwiederherstellung und Schadensmanagement.
  • Mangelnde Einbindung externer Ressourcen: Externe Partner wie Rettungsdienste, IT-Spezialisten oder Krisenkommunikationsexperten sollten frühzeitig eingebunden werden, um im Notfall effizient zu agieren.

Ein gut geübter, aktueller Notfallplan minimiert Risiken und stellt eine schnelle Reaktion sicher.

 

Warum werden Notfallpläne oft vernachlässigt?

Dr. Henrik Czurda: Erfahrungen zeigen, dass Unternehmen aus verschiedenen Gründen nicht ausreichend in die Entwicklung und Pflege eines Notfallplans investieren:

  • Begrenzte Zeit und Ressourcen: Die Erstellung und regelmässige Aktualisierung eines Notfallplans erfordert personelle und finanzielle Mittel, die im Tagesgeschäft oft anderweitig gebunden sind.
  • Fehlendes Bewusstsein: Risiken werden häufig unterschätzt, insbesondere wenn ein Notfall als unwahrscheinlich gilt oder bisher keine kritischen Vorfälle aufgetreten sind.
  • Hohe Komplexität: Ein wirksamer Notfallplan erfordert Fachwissen aus verschiedenen Bereichen. Ohne klare Zuständigkeiten und Expertise kann die Umsetzung herausfordernd sein.

Trotz dieser Hürden ist ein gut durchdachter Notfallplan entscheidend, um im Ernstfall schnell und wirkungsvoll reagieren zu können.

Unsere Website verwendet Cookies, damit wir die Page fortlaufend verbessern und Ihnen ein optimiertes Besucher-Erlebnis ermöglichen können. Wenn Sie auf dieser Webseite weiterlesen, erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden.
Weitere Informationen zu Cookies finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Wenn Sie das Setzen von Cookies z.B. durch Google Analytics unterbinden möchten, können Sie dies mithilfe dieses Browser Add-Ons einrichten.