Eine allgemeine Faustregel der Fabrikplanung besagt, dass 1m vertikaler Transport zehnmal so hohe Kosten verursacht wie die gleiche Strecke horizontal. Können durch die mögliche Drittnutzung der Fläche und zusätzlichen Mieteinnahmen solche Kosten kompensiert werden oder sind dies Kosten, die für die Standorterhaltung in Kauf genommen werden müssen?
Adrian Theiler: Wie meistens sind die Antworten nicht nur schwarz oder weiss, es gilt etwas von beidem.
Die Ambition der V-ZUG AG, und zu gegebener Zeit auch der Metall Zug AG, war es, den Fussabdruck der V-ZUG auf 40% der Grundfläche zu reduzieren, dabei aber nur ca. 15% der Produktionsfläche zu verlieren, und dann auf dem neuen Areal und mit der neuen vertikalen Fabrik das Wachstum – eine Verdopplung des Umsatzes – unterstützen zu können. Die freiwerdende Fläche wird als urbanes Quartier mit städtischen Nutzungen, Wohnen, öffentliche Institutionen, Uni, Fachhochschule, Start-Ups und für weitere Unternehmungen genutzt. Gleichzeitig ist die Investition ein Commitment der V-ZUG an den Standort selbst und den Glauben mit der Automatisierung der Anlagen und des Warenflusses nachhaltig und wettbewerbsfähig in Zug produzieren zu können.
Im V-Zug Produktionssystem ist der Mitarbeiter-Einbezug als Bestandteil verankert. Wie wurden die Mitarbeiter in den Prozess dieser Grossumstellung auf die vertikale Fabrik miteingebunden?
Adrian Theiler: Ein Projektteam, bestehend aus Mitarbeitenden der V-ZUG und externen Beratern, hat gemeinsam das Konzept entwickelt. In der Umsetzung sind interdisziplinäre Teams aus Supply Chain, Logistik, Produktion, Fertigungsanlagen, Entwicklung und einigen mehr notwendig, um die Gebäude, Layouts, Anlagen und Software zu detaillieren und zu implementieren.
Das V-Zug Produktionssystem gilt allgemein als einer der entscheidenden Bausteine für die erfolgreiche Zusammenarbeit. Wieso ist dieses System so entscheidend oder wie ist dies spürbar?
Adrian Theiler: Das V-ZUG Produktionssystem wurde vom Produktions- und Supply Chain-Team gemeinsam entwickelt und bildet die Basis der Zusammenarbeit. Es ist das Fundament auf welchem wir unsere strategischen, taktischen und operativen Überlegungen aufbauen. Das System ist präsent in der Fabrik und wird im Alltag, wie auch in der Weiterentwicklung der Organisation weiterhin benutzt.
Mit Hilfe einer Plant Simulation konnten die «neuen» Prozesse in der virtuellen Welt getestet und allfällige Probleme detektiert werden. War dieser Nutzen entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung und wieso?
Adrian Theiler: Die Simulation der neuen Prozesse war wichtig für uns, da in der vertikalen Fabrik einige Neuigkeiten in der Produktion, wie auch in der Intralogistik eingebaut wurden. Die Automatisierungen der Anlagen (Presse und Oberflächentechnik) wie auch der Warenflüsse (Entkopplungslager, Warenlifte, Fertigwarenlifte, Verbindungstunnel zwischen Produktion und Hochregallager) sind komplex und können nicht so einfach per Hand simuliert und die Varianten miteinander verglichen werden.
Konnte man mit dieser vertikalen Fabrik dem Versprechen an den Kunden, mit der «Swiss-made»-Produktion, vollkommen gerecht werden?
Adrian Theiler: Made in Switzerland ist für die V-ZUG ein ganz wichtiges Bekenntnis zum Standort und zum Brand. Nicht nur in Zug, sondern auch in Sulgen investieren wir in Produktionsstandorte und können so nachhaltig das Markenversprechen einhalten. Wir produzieren über 70% unseres Portfolios in diesen beiden Fabriken. Daneben arbeiten wir mit Partnern, um das Portfolio zu ergänzen.