An der aktuellen diesjährigen Umfrage haben sich 267 Unternehmen aus der deutschen und 54 Unternehmen aus der französischen Schweiz beteiligt. Frühere Umfragen wurden 2016 und 2018 durchgeführt, was auch die Beobachtung der Entwicklung über diesen Zeitraum erlaubt.
Worin wird der grösste Nutzen von Industrie 4.0 gesehen?
2016 bewerteten die Unternehmen die Möglichkeiten zur Steigerung der Effizienz und Produktivität als zentralen Nutzen, der Fokus lag also klar auf der Optimierung der eigenen Produktionsprozesse. 2018 rückten dann für die meisten Unternehmen diejenigen Potenziale in den Vordergrund, die einen direkten Kundennutzen generieren. In der aktuellen Umfrage steht nun die Steigerung der Produkt- und Servicequalität an erster Stelle, dicht gefolgt von der Schaffung von Zusatznutzen für den Kunden. Siehe Abbildung 1
Wie hat sich der Umsetzungsgrad entwickelt?
Ein guter Indikator, um die Durchdringung der Unternehmen mit Industrie 4.0-Themen zu erfassen, ist die Frage nach dem Umsetzungsgrad. Die aktuelle Erhebung zeigt, dass das Thema in den Unternehmen angekommen und in Form bereits umgesetzter oder in Bearbeitung befindlichen Projekten implementiert ist. Erfreulicherweise ist der Anteil an Firmen, die Projekte in Arbeit haben, 2020 im Vergleich zu den früheren Umfragen gestiegen. Es lässt sich jedoch auch ein Rückgang in der Planung zukünftiger Projekte feststellen; dies könnte allerdings der aktuellen Covid-19-Pandemie geschuldet sein.
Wenig geändert hat sich bei der Bewertung der Hindernisse. Die fehlenden personellen Ressourcen werden nach wie vor am meisten genannt, allerdings mit leicht abnehmender Tendenz. Fehlende Projektideen und eine mangelnde Akzeptanz der Belegschaft werden ebenfalls weiterhin unverändert als geringste Hürden wahrgenommen. Siehe Abbildung 2
Wo stehen die Unternehmen hinsichtlich ihres Umfelds?
Etwa die Hälfte der Unternehmen schätzen die Bedürfnisse ihrer Kunden nach Produkten und Dienstleistungen im Bereich Industrie 4.0 als hoch oder eher hoch ein. Gleichzeitig bezeichnen aber genauso viele der befragten Unternehmen ihr Branchenumfeld als mässig digital. Und auch bei der Frage nach der eigenen Technologieführerschaft geben lediglich 17% der KMU und 37% der Grossunternehmen an, sich selber als Pioniere zu sehen. Diese Diskrepanz könnte auf vorhandenes, jedoch noch nicht genutztes Potenzial hindeuten.
Schon 2018 beschäftigten sich nur wenige Unternehmen intensiv mit Themen wie Kultur, Organisation und Arbeitsgestaltung in Verbindung mit Industrie 4.0. In der aktuellen Umfrage zeigt sich hier ein weiterer Rückgang. Dies könnte aber auch darauf hindeuten, dass der Themenkomplex bereits Eingang in die allgemeine Unternehmenskultur gefunden haben. Siehe Abbildung 3
Strategische Positionierung
Fast 50% der Grossunternehmen geben an, eine ausdefinierte Digitalstrategie zu haben, während es bei KMU nur 17% sind. Erfreulich ist aber, dass die Hälfte der KMU das Thema Digitalisierung als strategisch relevant beurteilt. Bei der Frage nach den strategischen Herausforderungen fällt im direkten Vergleich von KMU und Grossunternehmen auf, dass zwar die Positionierung der einzelnen Aspekte gleich ist, aber auf Seiten der Grossunternehmen der Anteil der Rückmeldungen zu den strategischen Herausforderungen mit der Bewertung «sehr wichtig» einiges höher ausfällt. Diese unterschiedliche Einordnung könnte darauf zurückzuführen sein, dass bei Grossunternehmen bereits ein grösserer Anteil bereits über eine ausformulierte Strategie verfügt und hier ausgeprägter Stellung nimmt. Siehe Abbildung 4
Auswirkungen der Covid-19-Situation
Überraschend ist nicht, dass in der aktuellen Lage Industrie 4.0-Projekte zurückgestellt wurden, das Ausmass der Bremse hingegen ist augenfällig und sticht insbesondere bei den KMU (63%) heraus. Ebenso verwundert es nicht, dass nur wenige Unternehmen neue Strategieprozesse oder Projekte gestartet haben. Erfreulich ist hingegen, dass ein Drittel der Antwortenden die Situation auch positiv nutzen konnte. Innerhalb der veränderten Situation und den herausfordernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sie es geschafft, neue Nutzenpotenziale in den Wertschöpfungsprozessen / Lieferketten, bei Produkten oder Dienstleistungen sowie in den Geschäftsmodellen zu identifizieren. Siehe Abbildung 5