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Die Organisation und den Kunden bei der Digitalstrategie mitnehmen

27. Januar 2023
Der Spritzgussmaschinenhersteller Netstal befasst sich seit 2016 mit der Digitalen Transformation. Welche Herausforderungen bei der Digitalstrategie gemeistert werden, wie die Organisation aufgestellt ist und wertvolle Tipps erfahren Sie im Interview mit Stefan Winterberg.

Herr Winterberg, seit wann verfügt Netstal über ein Digitalstrategie und wie weit ist diese implementiert?

Stefan Winterberg: Wir haben im Jahr 2016 begonnen uns «strategisch» mit dem Thema Digitalisierung zu befassen. In der Tat planen wir ähnlich gelagerte Initiativen, die damals aber noch nicht den Arbeitstitel «Digitalisierung» innehatten, seit vielen Jahren. Unser erstes Digitales Produkt war die Fernwartung im Jahr 2008.

 

Welche Organisationsform hat sich bei Netstal für die Erarbeitung und Umsetzung der Digitalstrategie als geeignet erweisen? Gibt es ein Digitalteam?

Stefan Winterberg: Bei NETSTAL haben wir im Jahr 2016 ein «Board» mit dem Namen DigiNET ins Leben gerufen. Damals war das primäre Ziel, dass NETSTAL innerhalb des Konzerns, diesbezüglich abgestimmt ist.

Heute agiert das DigiNET Board als Steering für alle digitale Themen mit Kundenschnittstelle und rapportiert direkt an die Geschäftsleitung. Für die Umsetzung der Themen haben wir ein Interdisziplinarisches Team aus Produktmanagement, IT, Steuerungsentwicklung, externe Partner sowie jeweils involvierte interne Spezialisten bzw. Bereiche aufgesetzt.

 

In welchen Themengebieten (Produktion/Prozesse, Kundenschnittstelle, Produkte/Geschäftsmodelle) haben Sie Prioritäten gesetzt? Aus welchem Grund?

Stefan Winterberg: Bei NETSTAL liegt der Hauptfokus klar im Service. Unsere Produkte sind oft 20 Jahre im Einsatz, darum sehen wir dort die meisten Potentiale. Die Lösungen reichen von Fernwartung über e-Commerce von Ersatzteilen, 3-D Ersatzteilkatalog & Dokumentation, Condition Monitoring, Maintenance, Fehleranalyse mittels BigData oder kombinierten Servicedienstleisungen und Consulting.

An zweiter Stelle optimieren wir unsere internen Prozesse und optimieren die Abbildung unserer physischen Produkte in Richtung «digital twin». Diese Massnahmen verhelfen schliesslich unseren Kunden zu besseren Produkten und Dienstleistungen.

 

Wie hat Netstal Kunden und Mitarbeitende miteinbezogen?

Stefan Winterberg: Kunden werden individuell durch unser Produktmanagement interviewt oder über Umfragen Themenspezifisch befragt.

Mitarbeitende werden typischerweise in Projekten, in die in die Themenfelder mit einbezogen. Bei komplexen und neuen Fragestellungen wenden wir die sog. «Design Thinking» Methode an.

 

Welches waren die grössten Herausforderungen bei der Erarbeitung? Und bei der Umsetzung?

Stefan Winterberg: Um das «richtige» zu tun, sind umfangreiche Abklärungen erforderlich. Dies braucht Zeit. Auf der anderen Seite müsste ein digitales Produkt jetzt gerade verfügbar werden. Ressourcen und die richtigen Skills sind begrenzt. Weiter sollte die Organisation, gleich nach dem verfügbar werden einer Lösung, in der Lage sein diese anzuwenden bzw. zu vertreiben. Das sind grosse Herausforderungen mit einem sehr hohen «Change Management» und damit verbundenen Aufwänden.

 

Welches sind die wichtigsten Erkenntnisse und positiven Überraschungen?

Stefan Winterberg: Wir müssen mit den internen und externen Kunden sprechen um die Probleme und Bedürfnisse zu verstehen.

 

Wie konnten Sie die MA dafür begeistern und auf die Reise nehmen?

Stefan Winterberg: Wichtig ist, dass möglichst viele betroffenen Personen (nicht nur die Spezialisten), zu einem frühen Zeitpunkt ins Boot genommen werden. Das bedeutet, dass es in der Tendenz mehr Workshops und Meetings und somit mehr Zeit braucht. Dieser Aufwand zahlt sich aber in der Umsetzung umso mehr aus. Bei der Umsetzung der Themen gehen wir agil vor und planen kurze Daily oder Bi-Daily Status Meetings.

 

Welchen Stellenwert hat die Digitalstrategie in der digitalen Transformation?

Stefan Winterberg: Eine Strategie ist immer wichtig. Genau so wichtig ist aber, dass diese auch umsetzbar ist. Die Strategie muss inline zur Business Strategie sowie den verfügbaren Ressourcen und dem Umfeld abgestimmt sein.

 

Welche drei Tipps geben Sie den Lesern mit auf den Weg?

Stefan Winterberg:

  • Die Kundenbedürfnisse verstehen – am Kunden dranbleiben und diesen begleiten.
  • Eine hohe Stammdaten Qualität sowie eine stabile IT Landschaft und ein möglichst durchgängiges Datenmodell sind wichtige „Enabler“ der Digitalisierung. Der Aufwand darf nicht unterschätzt werden.
  • Die Organisation mitnehmen – „digitale“ Projekte erfordern viel Change Management damit die „Operationalisierung“ gelingt

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